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Dialog mit mir selbst

“Ich möchte ein Buch schreiben.”

“Warum möchtest du das?”

“Ich weiß es nicht so genau.”

“Solltest du nicht wissen warum du ein Buch schreiben möchtest bevor du es schreibst?”

“Denkst du denn es ist wichtig immer den Grund für deine Wünsche zu kennen? Liegt nicht eine gewisse Freiheit darin, etwas einfach zu tun, weil dir etwas in dir sagt du sollst es tun? Muss man seine Wünsche denn immer zerdenken?”

“Aber macht es das Ergebnis denn nicht stärker wenn ihm ein richtiger Grund, ein Sinn, ein Streben nach etwas Bestimmten zu Grunde liegt?”

“Ich denke es kommt darauf an, was du schaffen möchtest. Doch du magst schon Recht haben. Vielleicht möchte ich auch gar kein Buch schreiben, vielleicht spüre ich einfach, dass ich es tun muss. Es ist mein Schicksal. Es nicht zu tun ist keine Option. Ich muss mich also korrigieren. Ich möchte kein Buch schreiben. Ich muss ein Buch schreiben.”

“Und warum denkst du hast du das Gefühl es tun zu müssen?”

“Ich denke ich kann nur so weiterkommen im Leben. Ich kann nur im Schreiben nachdenken. Ich fühle meine Gefühle zwar, aber ich kann sie nicht beschreiben, nicht kommunizieren, außer wenn ich schreibe. Meine Reflexion passiert mit Worten. Schwarz auf Weiß. Und ich habe ein etwas größenwahnsinniges Gefühl, dass ich etwas Gutes schaffen kann, das es wert ist von anderen gesehen zu werden, gelesen zu werden.”

“Also geht es dir darum, etwas zu schaffen, das nach dir bleibt? Eine Spur deiner Existenz zu hinterlassen?”

“Teilweise sicher. Das ist schließlich ein zutiefst menschliches Verlangen, das Verlangen nach einem Vermächtnis, nicht einfach eines Tages zu verschwinden. Ich denke darüber aber kaum nach. Was andere wohl darüber denken würden, was in ihren Köpfen vorgehen würde, wie sie mein Geschriebenes verstehen würden, ob sie es verstehen würden. Ich denke ich schreibe für mich. Und ich muss mir beweisen, dass ich es kann, indem ich ein Buch schreibe. Also so eine Art Selbstbeweis, dass ich etwas tauge.”

“Also ziehst du deinen Wert aus deinem Tun.”

“Ja. Wenn ich ein Buch schreiben kann, ein gutes, dann war mein Leben etwas wert. Ansonsten hat es keinen Sinn.”

“Das klingt aber nicht gesund. Du solltest den Sinn deines Lebens nicht an einer solchen Aufgabe festmachen.”

“Aber warum denn nicht?”

“Was, wenn du scheiterst?”

“Das ist es ja, ich glaube nicht, dass ich scheitern würde, wenn ich mich richtig dahinterklemme.”

“Warum schreibst du dann nicht?”

“Das ist die große Frage. Ich habe das Gefühl, noch nicht bereit zu sein. Ich muss die Welt erfahren, muss alles erleben, was ich erleben kann. Ich muss alles sehen, riechen, fühlen. Ich muss alle Worte kennen. Erst dann kann ich schreiben. Erst dann kann ich Mehrwert schaffen mit meinen Einsichten, meinem Wissen.”

“Dann wirst du doch nie schreiben. Was du sagst ist unmöglich. Du kannst nie alles erfahren.”

“Ich kann kein durchschnittliches Buch schreiben. Es muss großartig sein. Es muss allumfassend sein, es muss meine ganze Welt atmen.”

“Das klingt nach Größenwahn. Vielleicht solltest du einfach mal klein anfangen?”

“Du hast Recht, das sollte ich. Aber noch nicht, ich bin doch erst ein Kind. Wer möchte schon ein Buch von einem Kind lesen?”

“Ich denke die Perspektive eines Kindes kann sehr interessant sein. Auf jeden Fall wäre sie es wert, gelesen zu werden. Ich glaube nicht, dass du alles wissen musst um zu schreiben. Es gibt so viele Bücher auf der Welt. Viele sind gut, viele sind sehr durchschnittlich. Menschen sind durchschnittlich. Deine Leser werden Großteils durchschnittlich sein. Also ist es denke ich absolut okay etwas Durchschnittliches zu kreieren.”

“Aber das möchte ich nicht. Das kann ich nicht. Eher würde ich nicht schreiben, als etwas Durchschnittliches zu erschaffen. Es muss wunderbar sein und eines Tages wird der Moment gekommen sein, an dem ich bereit bin. Ich werde mich hinsetzen und die Worte werden aus mir herausfließen. Ich weiß es. Jetzt wo ich es sage, ist das wohl die einzige Gewissheit in meinem Leben. Ich werde ein Buch schreiben.”