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Küchenbüro

Ich stehe auf und habe keinen Hunger, doch Thomas macht mir Frühstück. Er stellt eine große Schale voll dampfendem Haferbrei mit Nüssen und Bananenstücken vor mir ab. Ich lächle ihn an und bedanke mich bei ihm. Das ist ja auch wirklich nett. Ich habe halt keinen Hunger.

Doch da steht jetzt die Schüssel mit ihrem warm dampfenden Inhalt. Der Löffel liegt daneben. Bald wird es kalt sein, mein Frühstück. Mikrowelle haben wir keine. Also muss ich es wohl essen. Ich nehme den Löffel und stochere in der Schüssel, koste zaghaft ein kleines bisschen. Es ist gut. Während ich schreibe, schiebe ich mir noch einen Löffel in den Mund.

Die Email der Kundin ist drei Paragraphen lang und hat keinen Inhalt. Das ist schon fast bewundernswert. Was antwortet man auf so etwas? Noch ein Löffel. Ich schaffe es, drei nichtssagende Sätze zu formulieren. Liebe Grüße.

Noch ein Löffel. Die andere fragt nach, was denn jetzt besser wäre, blau oder schwarz. Ich schaue mir den Email Verlauf an. Gestern habe ich ihr geschrieben, dass ich blau empfehlen würde. Anscheinend war das nicht klar genug. Ich formuliere es noch einmal.

Noch ein Löffel. Ein Popp Geräusch signalisiert mir, dass es eine neue Nachricht im Gruppenchat gibt. Irgendetwas über Mission 750 schon wieder. Ich nehme die Schüssel in die Hand, lehne mich zurück und überfliege die Nachrichten, die von meinen Kollegen hineinkommen, während ich weiter esse. Die Nachrichten beinhalten hauptsächlich Emojis. Haie, Raketen, Glitzer und Daumen hoch. Was mache ich mit meinem Leben?

Noch ein Löffel. Eine neue Email. Ich habe ein neues Projekt zugeteilt bekommen. Die Schüssel ist fast leer. Ich kratze mit dem Löffel die Reste von den Rändern. Langsam überfliege ich die Daten zum neuen Projekt. Da ist eine Tabelle über die verschiedenen Sprachversionen. Wir sollen in elf verschiedene Länder liefern.

Die Schüssel ist leer. Mein Bauch fühlt sich genau so an. Vielleicht mache ich mir noch einen Toast? Ich stehe auf und hole eine Toastscheibe aus der Packung im Kasten oben rechts. Aber der Toaster hat ja zwei Spalten. Also noch eine zweite. Sie verschwinden beide im Toaster. Ich hole die Butter aus dem Kühlschrank. Man darf hier keine Zeit verlieren. Jede Sekunde zählt wenn es um frisch getoasteten Toast geht.

Während der Toaster arbeitet, schaue ich kurz in meinen Kalender. Zwei Online Meetings heute. Eines um 11:00 und eines um 13:10. Wie kommt man auf 13:10 frage ich mich.

Da springt mein Toast aus dem Toaster. Ich gleich hinterher. Ich schwinge ein Messer auf die Butter und verstreiche erfolgreich vier dünne Butterscheibchen auf den warmen Toastscheiben. Die Butter wird weich und gelb und zerrinnt an den äußeren Enden etwas. So soll es sein. Ich nehme die erste Toastscheibe und beiße hinein. Buttertoast ist schon etwas gutes. Vielleicht mache ich mir noch einen? Ich nehme auch die zweite Toastscheibe und setze mich wieder zu meinem Computer an den Küchentisch.

Eine neue Nachricht. Ein Kunde hat ein Problem mit unserem Produkt. Schon wieder. Er ist ratlos, schreibt er. Bin ich auch.

Ich beiße wieder von meinem Toast ab. Ich scrolle durch meine Tabelle, um zu sehen, was für heute ansteht. Noch ein Bissen. Jetzt bleibt nur noch ein Bissen. Ich beginne, eine Email an eine Kundin zu formulieren, die mir gestern bereits die Lieferadresse zusenden hätte sollen. Der letzte Bissen.

Nächster Toast. Dem erfolgt dasselbe Schicksal während ich an der Email schreibe. Jetzt ist der Toast weg. Und der Hunger hat mich gepackt.

Vor mir steht die Obstschale. Ich nehme mir eine Banane heraus, schäle sie und mache einen großen Bissen. Die Hälfte der Banane ist in meinem Mund verschwunden. Ich zermatsche sie mit meinen Zähnen, meiner Zunge. Bevor ich noch schlucke, nähere ich den Rest der Banane schon meinem Mund. Sie riecht nach Banane. Wie riecht eine Banane? Schwer zu beschreiben. Fruchtig, süß. Der zweite Teil der Banane verschwindet in meinem Mund. Die Bananenschale schmeiße ich in den Mistkübel unter der Abwasch und kaue langsam auf dem Bananenmatsch in meinem Mund herum. Ich beende meine Email an die Kundin. Liebe Grüße. Senden.

Irgendwie könnte ich noch etwas essen. Mein Körper braucht Nahrung. Ich merke, dass mein Bauch bereits heraussteht, aber er scheint hohl zu sein, denn ich will Weiteressen. Ich gehe nochmal an den Kasten, in dem rechts oben der Toast steht. Links oben sehe ich eine Packung Haferkekse. Ich nehme die Packung, reiße sie auf und stelle sie neben meinen Computer.

Eine neue Nachricht. Eine Kollegin schickt mir einen Entwurf. Ich bedanke mich, schaue in meiner Tabelle nach, für welche Kundin dieser Entwurf doch gleich ist. Ich finde das Projekt. Ich nehme mit der linken Hand ein Haferkeks und stecke es mir in den Mund während ich mit der rechten Hand mit der Maus durch die letzten Emails scrolle. Hier ist der Emailverlauf mit der Kundin, die den Entwurf benötigt. Ich beginne eine Email, nehme noch ein Haferkeks, habe das vorige noch nicht heruntergeschluckt. Jetzt ist ziemlich viel Haferkeks in meinem Mund. Geht noch eines hinein? Ich wage den Versuch. Die Antwort ist ja. Jetzt kaue ich mit halb offenem Mund während ich den Entwurf an die Email anhänge. Liebe Grüße. Ich schlucke und sende.

Noch eine Nachricht. Noch ein Keks. Bald beginnt mein erstes Meeting. Jetzt liegen da nur noch ein paar traurige Kekse in der Packung. Kann ich ja auch gleich fertig essen. Liebe Grüße.

Liebe Grüße.

LG.

Jetzt ist die Packung leer. Ich stehe auf und deponiere sie im Plastikmüll. Beim Hinunterbücken stößt es mir auf.