Die Schlange schoss aus dem hohen Gras hervor und schlug ihre Giftzähne in meinen Fuß. Ich schrie vor Schreck auf. Thomas kam angerannt, aber als er an meiner Seite angekommen war, war die Schlange schon wieder zwischen den dichten gelb-grünen Grashalmen verschwunden. Alles was blieb waren zwei winzige rundliche rote Wunden unter meinem Knöchel und ein pochender Schmerz, der von der Stelle ausging. Thomas schaute mich fragend an. Er hatte nichts gesehen. Ich deutete schluchzend auf meinen Fuß. „Mich hat eine Schlange gebissen!“ Seine Augen wurden groß. „Was für eine??“ fragte er mich. „Ich weiß nicht, es ist so plötzlich passiert. Ich glaub sie war gelb. Oder braun. Es tut weh!“
Thomas wusste so gut wie ich, dass wir wissen mussten welche Schlange mich gebissen hatte, denn ansonsten würde es unmöglich sein, das richtige Gegengift zu spritzen, falls wir rechtzeitig zu einer Klink kamen, die es hätte. Der Schmerz in meinem Fuß wurde immer intensiver und breitete sich in meinem linken Bein aus. Ich setze mich auf den Weg und hielt mein Bein, während ich versuchte so ruhig wie möglich zu bleiben, damit das Gift sich nicht so schnell ausbreiten konnte. Doch es gelang mir nicht besonders gut meine Panikattacke in den Griff zu bekommen. Thomas redete auf mich ein, mich zu beruhigen und die Schlange zu beschreiben, während er vorsichtig um sich schaute. Vielleicht war sie ja noch in der Nähe und er könnte sie identifizieren.
Er suchte eine Weile, während mir langsam rot vor Augen wurde vor Schmerz. Meine Ohren rauschten, ich spürte die heiße Sonne, roch die staubige Erde auf der ich lag, hörte und sah aber nichts mehr außer Thomas’ dumpfe Stimme und schemenhafte Schatten. Ich merkte wie Thomas mich hoch zerrte und auf seinen Rücken hievte. Ich versuchte mich festzuhalten, doch der pochende Schmerz machte es schwer.
Nach einer gefühlten Ewigkeit spürte ich kalte Fliesen unter mir. Thomas beugte sich über mich. Ich spürte sein feuchtes Gesicht an meinem. Er weinte, versuchte sich aber zu kontrollieren und sagte etwas von Hilfe holen. Nachdem er meine Hand noch ein letztes Mal gedrückt hatte, rannte er nach Hilfe rufend davon.
Ich lag flach am Boden, meine Atmung war mittlerweile unregelmäßig und ich bekam kaum Luft. Der Schmerz schien mir das Leben aus dem Körper zu ziehen. Mein Kopf drehte sich und pochte. Ich hörte Vögel zwitschern und Grillen zirpen, doch die Laute waren unheimlich verzerrt. Ich driftete mehrmals in die Bewusstlosigkeit. Irgendwann hörte ich Stimmen um mich herum und spürte Thomas’ Hand auf der meinen. Unter Tränen redete er mir sanft zu. Ich verstand nicht was er sagte und konnte selbst keinen Laut mehr von mir geben. Ich drückte sachte seine Hand und driftete ein letztes Mal in die Dunkelheit.